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30.12.2021

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Quelle: FuPa.net

B-Ligist angelt sich Ex-Jugendnationalspieler

Einst kickte er mit heutigen Stars wie Leon Goretzka und Matthias Ginter. Warum Marcel Kärcher nicht so weit kam und nun für Dörbach spielt.

Wenige Tage vor Weihnachten klingelte bei Simon Berg das Handy. Marcel Kärcher rief beim Vorsitzenden des Mosel-B-II-Ligisten SV Eintracht 66 Dörbach an. Er sei aus privaten Gründen umgezogen, seine Mutter wohne schon seit 17 Jahren im nur wenige Kilometer entfernten Sehlem. Nun wolle auch er aus seiner Heimatstadt Frankfurt weg und seinen Lebensmittelpunkt hierhin verlagern – und hier Fußball spielen, so Kärcher. „Wir unterhielten uns ganz locker. Parallel schaute ich auf FuPa.net nach und wollte wissen, ob und wenn ja wo er schon mal gespielt hat“, berichtet Berg. Als er die Laufbahn Kärchers im Online-Fußballportal aufgerufen hatte, wurde der Dörbacher Clubchef etwas stutzig: Ob er denn derjenige sei, der mal für Mainz 05 in der A- und B-Jugend-Bundesliga gespielt und sogar acht Einsätze in der deutschen U-18- und U-19-Auswahl absolviert habe? Ja, das sei er, bestätigte der 27-Jährige. „Das fand ich schon total beeindruckend. Marcel fing nicht von sich aus mit seiner Vergangenheit an, sondern ich musste erst nachfragen“, lobt Berg die Bescheidenheit des früheren Angreifers, der sich aber mittlerweile auf der Sechser- oder Achterposition am wohlsten fühlt und „einfach glücklich ist, den Ball am Fuß zu haben“.
Im Internet habe er ein bisschen recherchiert, welcher Verein denn für ihn in Frage kommen könnte, sagt Kärcher im Gespräch mit dem TV. Dabei habe der SV Eintracht 66 Dörbach nicht zuletzt als einer der Ausbildungsvereine von Nationalspieler Robin Koch gleich einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen. Über eine „dritte Person“, deren Namen er nicht nennen will, sei der Kontakt hergestellt worden.
Ein gemeinsames Treffen vor wenigen Tagen, an dem auch die Dörbacher Trainer Jannik Scheit und Tim Jakobs teilgenommen hatten, brachte dann endgültig Klarheit: Kärcher wird mit Beginn des neuen Jahres vom Main-Taunus-A-Ligisten SC Eschborn (dessen Vorgängerverein FC Eschborn in der Regionalliga auch mal mit Eintracht Trier die Klingen kreuzte) wechseln. Dort war er indes zuletzt vor rund eineinhalb Jahren im Einsatz und kickte danach nur noch gelegentlich mit Kumpels. Die am 8. Februar in Dörbach beginnende, fast zweimonatige Wintervorbereitung will Kärcher nun dazu nutzen, Fitness und Kraft zu tanken.
Über Geld sei überhaupt nicht gesprochen worden, betont Vorsitzender Berg – und versichert: „Da wir sowieso nichts zahlen, wäre das Thema auch ganz schnell wieder beendet gewesen. Marcel will nach seinem Umzug hier Anschluss und Freunde finden.“ Auch beruflich möchte sich Kärcher in seiner neuen Heimat niederlassen: „Bei meinem Vater habe ich in einem Steuerbüro gearbeitet. Auf der Suche nach einer neuen Stelle hilft mir der SV Dörbach.“
Als Teenager konnte er davon träumen, (viel) Geld durch den Fußball zu verdienen. Nach seinem Wechsel vom FSV Frankfurt zu Mainz 05 spielte er sich beim Nachwuchs des rheinhessischen Bundesligisten schnell in den Vordergrund. Von einem Kreuzbandriss, den er als B-Junior erlitt, ließ er sich nicht aus der Bahn werfen: Auf einmal rief DFB-Trainer Christian Ziege an und lud ihn zur U-18-Nationalelf ein. Auch hier zeigte der Techniker starke Leistungen und traf auch einige Male ins Schwarze – wie etwa am 14. August 2012 beim 1:0 in Schottland. Spätere Bundesligagrößen und gar A-Nationalspieler wie der aktuelle Münchner Bayer Leon Goretzka, Wolfsburgs Maximilian Arnold, der Noch-Gladbacher Matthias Ginter und auch der aus dem Trierer Stadtteil Quint stammende und seit einem Jahr für Mainz 05 spielende Dominik Kohr standen damals im Kader.
Warum die Laufbahn Kärchers in eine andere Richtung ging und er nach seinem Wechsel aus der Mainzer Jugend nur noch auf zwei Regionalligaeinsätze bei der zweiten Mannschaft der Nullfünfer kam, führt er auf gesundheitliche Probleme zurück: Vor rund acht Jahren musste er sich am Herzen operieren lassen. 2016 erlitt er noch einen weiteren Kreuzbandriss – Fußball auf höherem Niveau kam spätestens da für ihn nicht mehr in Betracht. Bei einigen Clubs im Frankfurter Raum versuchte er es noch mal, pausierte zwischendrin aber immer wieder. In neuer Umgebung will er es aber noch mal wissen. „Das Projekt, das sie hier in Dörbach vorhaben, reizt mich. Der Verein hat schon noch mal was vor. Einfach nur ein bisschen rumzugurken, wäre nicht meins gewesen“, sagt der Ex-Nationalspieler, der noch gelegentlichen Kontakt zu früheren Weggefährten, besonders zum ebenfalls aus Frankfurt stammenden Emre Can, hat. Wehmut, es selbst nicht auf ein hohes Level im Profifußball geschafft zu haben, empfindet er nicht: „Anfangs war es natürlich schon schwer zu akzeptieren. Bei mir hat es aber halt leider nicht sein sollen. Mein Weg war ein anderer. Im Nachgang kann ich auch stolz sein, mit solchen Fußballern mal zusammen gespielt zu haben.“
Aus den Ambitionen, auf die Dauer noch einmal höher spielen zu wollen, machen sie beim langjährigen Rheinlandligisten in Dörbach keinen Hehl. Doch Vorsitzender Berg will nichts überstürzen – auch wenn die Mannschaft als Tabellenvierter zur Winterpause noch in Reichweite zum Relegationsplatz in der B-II-Liga liegt – der Rangzweite SG Vulkaneifel-Deudesfeld hat momentan fünf Zähler mehr auf dem Konto. „Man muss das realistisch sehen. Es noch in dieser Saison zu packen, wird schon schwer“, weiß Berg. Im Kreispokal haben die Dörbacher als Halbfinalist indes (auch) noch ein Eisen im Feuer. Bereits jetzt bastele man am Kader für die kommende Saison – und spätestens dann soll sich Neuzugang Marcel Kärcher so richtig warmgelaufen haben im Salmtal.
Doch nicht nur in sportlicher Hinsicht sind sie in Dörbach ehrgeizig: Auch die Infrastruktur soll auf Vordermann gebracht werden. Gerade wurde das LED-Flutlicht auf der Sportanlage am Waldrand installiert. Nun sind die Verantwortlichen dabei, die Erneuerung des inzwischen gut 18 Jahre alten Kunstrasenplatzes in die Wege zu leiten. Dabei kann Simon Berg auch auf wertvolle Ratschläge seines langjährigen Vorgängers Peter Stoffel zählen.

 
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